Wie stellen Planer nach den aktuellen Erfahrungen sicher, dass Krankenhäuser jetzt und in Zukunft besser für eine erneute Pandemie gerüstet sind?
Seit Jahrzehnten kämpfen Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen weltweit gegen Krankenhausinfektionen, die sowohl für Patienten als auch das Personal gefährlich sein können.
In Zeiten von Covid-19 stehen alle Mitarbeiter des Gesundheitswesens an vorderster Front. Fachkräfte von Krankenhausverwaltern und Facility Managern bis hin zu Planern und Architekten überlegen, wie schon renoviert werden kann, um eine höhere Sicherheit für Patienten und Personal zu gewährleisten. Ebenso, welche Verhaltensweisen gefördert werden sollen und wie das pandemiegeschützte Krankenhaus der Zukunft aussehen könnte.
“Wir wissen nur, dass es Veränderungen geben wird”, bestätigt Suzanne MacCormick, Global Healthcare Lead der amerikanischen Baugesellschaft WSP. „Eine der vielen Lehren aus dieser Krise ist, dass räumliche Flexibilität für eine hohe Belastbarkeit und die Reaktion auf unbekannte Situationen entscheidend ist.“
Die von uns weltweit gesammelten Ideen einiger Design- und Planungsexperten könnten bei der Beantwortung dieser komplexen Fragen helfen. Im Folgenden eine Übersicht unserer Ergebnisse.
1. Flexible Krankenstationen und Wartezimmer
Architekten zufolge kann eine höhere Flexibilität Krankenhäuser besser auf unbekannte Situationen vorbereiten. Dazu zählt beispielsweise, die Stationen je nach Bedarf anpassen zu können – etwa bei einem plötzlichen Anstieg der Patientenzahlen, die intensivmedizinische Behandlung benötigen.
In einem Bericht für das Magazin Architectural Digest zu den pandemiebedingten Veränderungen in urbaner Umgebung erklärt der indische Ingenieur Craig Scully: „Aus gestalterischer Sicht gibt es die Option, ein normales Patientenzimmer flexibler zu gestalten, um die Aufnahmekapazität zu erhöhen oder es leichter in eine Intensivstation umwandeln zu können.“
Eine weitere Idee ist, die Wartezimmer ganz zu entfernen und dafür sogenannte „Wartenischen“ im gesamten Krankenhaus zu schaffen. Dies soll verhindern, dass viele Menschen zusammenkommen, um so mögliche Infektionen zu vermeiden.
„Dadurch befinden sich die Patienten an unterschiedlichen Orten im Gebäude — in der Bücherei oder irgendwo, um einen Vortrag zu sehen — anstelle auf demselben Gang mit anderen kranken Personen zu sitzen“, führt Lionel Ohayon vom New Yorker Designatelier ICRAVE im Architectural Digest aus.
Bis zu 80% der häufigsten Krankheiten werden durch Kontaktinfektion übertragen: Daher gehören berührungslose Armaturen in Krankenhäusern mittlerweile zum Standard.
2. Die Bedeutung von Handhygiene steigt massiv
Die WHO empfiehlt „sorgfältiges Händewaschen“. Dies bedeutet auch die Nutzung der richtigen Produkte zur Handhygiene und Reinigungsverfahren mit entsprechender Schulung des Personals. Schätzungsweise werden bis zu 80 Prozent der häufigsten Krankheiten durch Kontaktinfektion übertragen, also direkt von Person zu Person oder indirekt durch Berührung derselben Oberflächen.
Bis zu 80% der häufigsten Krankheiten werden durch Kontaktinfektion übertragen.
Aus diesem Grund gehören berührungslose Waschtischarmaturen mittlerweile zur Standardausstattung von Patientenzimmern, öffentlichen Toiletten und Intensivstationen.
Insbesondere für Gesundheitseinrichtungen vorgesehene, berührungslose Armaturen sind aus korrosionsbeständigem Messing und haben einen Laminarstrahl. Dadurch eignen sie sich ideal, um die Verbreitung ansteckender, durch Kontaktinfektion übertragbarer Krankheiten zu verhindern. Die integrierte Bluetooth-Technologie ermöglicht es, regelmäßige automatische Spülungen zu terminieren – so können sich weniger Mikroben im stehenden Wasser ansammeln.
Bereits 2013 zeigte eine im Canadian Journal of Microbiology veröffentlichte Studie, dass berührungslose Armaturen effektiver für eine bessere Handhygiene sind. Auf automatischen Armaturen finden sich wesentlich weniger Mikroben auf als auf manuell bedienbaren Armaturen.
3. Im Mittelpunkt: Antimikrobielle Maßnahmen und Materialien
Kupferhaltige Oberflächen töten bis zu 100 Prozent schädlicher Mikroben ab, deshalb werden sie auf vielen Intensivstationen verwendet. Außerdem halten Kupfer und seine Legierungen (Messing, Bronze, Kupfernickel) einen Großteil der Mikroorganismen fern.
Darüber hinaus stellen viele Krankenhäuser auch auf Laminarstrahl-Armaturen um. Diese helfen, die Verbreitung schädlicher Mikroben über Aerosole zu vermeiden.
Wie entsteht ein Laminarstrahl? Hierbei werden Vorrichtungen entfernt, die den Wasserstrahl brechen (einschließlich Strahlreglern) und infektiöse Tröpfchen erzeugen, die sich in der Luft verteilen und eingeatmet werden können.
COVID-19 hat bereits jetzt zu wesentlichen Veränderungen bei der Gestaltung und dem Betrieb von Krankenhäusern geführt. Dies beginnt mit der Aufnahme von Patienten und ihren Angehörigen über die Bauart und Anordnung von Krankenstationen bis hin zu den eingesetzten Armaturen und Materialien.
Ob es sich bei Ihrem Projekt um spontane Sicherheitsmaßnahmen handelt oder Sie eine neue Gesundheitseinrichtung planen: Der Pandemieschutz wird in jedem Fall zukünftig eine große Bedeutung besitzen.